M A N D O A S |
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Wer dem Geldadel angehört - sei es durch Erbschaft, Betrug oder ehrliche Arbeit - möchte diesen Status natürlich beibehalten, wenn möglich noch steigern, aber niemals in jene Gesellschaftsschichten hinabsinken, in denen schon um das tägliche Brot gerungen werden muss. Für solche Personen steht meistens der eigene Status- und Machterhalt an oberster Stelle und nicht das Gemeinwohl der Menschheit. Da, wo sich solche Kreise der Macht berühren, sich Interessensgebiete überschneiden, kommt es zwangsläufig immer wieder zu Konflikten, bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Leid und Elend trifft dann hauptsächlich die breite Bevölkerung, der gesagt wird, dass auf dem Wege des Fortschrittes eben Opfer gebracht werden müssen.
Auch die Brüder Endo und Taron Mandoa gehörten dieser Elite der Macht an, und zwar an oberster Stelle. Beide waren große Visionäre, die sich dazu berufen fühlten, die Menschheit an neue Ufer zu führen. |
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Szene aus dem Skript |
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BUTLER: Sir, Ihr Bruder.
ENDO MANDOA: Schon? Gut, bringen Sie ihn herein. TARON MANDOA: Am Schreibtisch sitzend in die Arbeit vertieft, so kenne ich meinen Bruder. ENDO MANDOA: Ah Taron. Ich hatte dich nicht so früh erwartet. Ich bin sofort für dich da. Dieser ganze Verwaltungskram frisst mich noch auf. Nimm doch Platz. TARON MANDOA: Wollen wir nicht lieber auf die Terrasse gehen? ENDO MANDOA: Von mir aus. (gehen raus, setzen sich auf die Terrasse) ENDO MANDOA: Möchtest du was trinken? TARON MANDOA: Nein danke, ich würde gerne gleich zur Sache kommen. ENDO MANDOA: Hm, was gibt’s denn Wichtiges? TARON MANDOA: Endo, so kann es nicht weitergehen. Du ziehst Unsummen von Geldern aus dem Konzern ... ENDO MANDOA: Wo liegt das Problem? Ich halte mich an unsere Abmachungen. Jeder von uns kann zur Finanzierung seines Projektes auf einen bestimmten Teil des Firmenvermögens zugreifen. Ich habe meinen Anteil noch gar nicht voll ausgeschöpft. Wo also liegt das Problem? TARON MANDOA: Davon abgesehen, dass ich dein Projekt sowieso für reine Geldverschwendung halte, solltest du dich wieder mehr um die Belange des Konzerns kümmern. Allein die Pflege unserer guten Kontakte zu den Geheimdiensten und den Regierungsvertretern obliegt deinem Aufgabenbereich und ... ENDO MANDOAa: Halte mir jetzt bitte keinen Vortrag über meine Aufgaben und Pflichten. Es gab da ein paar Probleme mit meinem Projekt. TARON MANDOA: (zynisch) Ja was sonst. Alles dreht sich nur noch um dein hochgeheimes Projekt. ENDO MANDOA: Dass du davon nichts hältst, weiß ich ja nun inzwischen. (sarkastisch) Und dein Projekt? Der Flug zu den Sternen? Die Erforschung und Besiedelung fremder, viele Lichtjahre entfernter Planeten? Ist das weniger phantastisch? TARON MANDOA: Durchaus. Es war schon die Vision unseres Großvaters, in den Weltraum zu expandieren. Vater ist es dann gelungen, die Planetoiden und sogar den Mars wirtschaftlich zu nutzen. Das ist es, was uns zur reichsten und mächtigsten Familie der Welt gemacht hat. ENDO MANDOA: Erzähl mir bitte nichts, ich kenne unsere Familiengeschichte in- und auswendig. Aber was soll das bringen, Hunderte von Jahren eingefroren durch den Weltraum zu fliegen, nur um vielleicht irgendwann ein anderes Sonnensystem zu erreichen. Sollte das überhaupt gelingen, wirst du, wenn du nicht selbst mitfliegst, zu diesem Zeitpunkt längst tot sein. TARON MANDOA: Und dein Projekt? Diese Reise in den „Inner-Space“? Bis heute hast du dich darüber bedeckt gehalten. Eine Reise in den Innen-Raum, - was soll das überhaupt sein? Was soll das bringen? ENDO MANDOA: (beschwichtigend) Früher fuhren die Entdecker und Eroberer über das weite Meer, und groß war die Freude, wenn man eines Tages eine unbekannte Insel oder gar einen neuen Kontinent fand. Nach kürzerem oder längerem Kampf wurden die Ureinwohner unterworfen, das Land besiedelt und ins eigene Reich eingegliedert. So ging es immer weiter, bis man einmal um den Planeten herum war. Dann erwachte die Sehnsucht nach dem Weltraum. Und dort soll jetzt das ganze Theater wieder von vorne beginnen? Der Weltraum ist unendlich. Aber wenn das jemanden glücklich macht, von mir aus; nur ich sehe darin auf die Dauer keinen Sinn. TARON MANDOA: Und worin siehst du dann einen Sinn? ENDO MANDOA: Ich will dorthin reisen, wo all das hier, das gesamte Universum, seinen Ursprung hat. TARON MANDOA: Bescheiden warst du ja noch nie. Wo soll das sein? ENDO MANDOA: Während du mit deinen Schiffen immer nur an der Oberfläche bleibst, möchte ich hinab in die Tiefe, in den Urgrund des Seins tauchen. |
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© Copyright Peter Liendl und Gisela Klötzer |