S Y M B O L O N |
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Die schwarzen Flocken glichen dem Ascheregen eines Vulkans. Da, wo sie den frisch umgepflügten Boden berührten, stieg jetzt langsam leichter Dunst auf, der sich zu einzelnen Nebelschwaden verdichtete. Geisterhaft schlichen diese umher, verwandelten sich in Nebelbäume und Nebelpaläste.
Während die Nebelschwaden hinter ihnen noch ihre endgültige Form suchten, breiteten sich zu ihren Füßen die Mauern einer verlassenen Stadt aus. Säulen ragten in die Höhe, und ein leichter Wind strich durch das Gemäuer gleich dem Säuseln von Stimmen einer fernen Vergangenheit. |
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Szene aus dem Skript |
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SCHALLEI: Das muss die Stadt sein, von der Morell gesprochen hat. Den Fluss der Träume werden wir dort bestimmt nicht finden. Lasst uns lieber woanders suchen.
NOUI: Ich will mir das nur mal kurz aus der Nähe ansehen. Ihr könnt ja solange hier warten. SCHALLEI: Nein nein, wir kommen natürlich mit. KWANT: (unterwegs) Die Stadt wirkt verlassen. (eine Art Klagelied ertönt leise) NOUI: Hört Ihr das? KWANT: Ja. SCHALLEI: Ich glaube es kommt von da drüben. GEIST: Hilfe! Helft mir! NOUI: Da ist jemand in Not. GEIST: Nein hier bin ich! (unheimliche Atmosphäre) KWANT: Jetzt kommt es plötzlich von dort. GEIST: (Hämisches Gelächter) Hahahahhh. NOUI: Will uns da jemand zum Narren halten? SCHALLEI: Vielleicht hätten wir besser auf Morell hören sollen. (wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Fremder vor ihnen) NOUI: Hh hab ich mich erschrocken! Wer sind Sie, wo kommen Sie so plötzlich her? DER SÄMANN: Das Gleiche wollte ich euch fragen. Ihr solltet für eure Ausflüge lieber einen anderen Ort wählen. In dieser Stadt schwirren Entitäten herum, die großes Vergnügen daran finden, Andere in die Irre zu führen, in Angst und Schrecken zu versetzen. Oder noch Schlimmeres. NOUI: Wir machen keine „Ausflüge“! Wir sind auf der Suche nach dem Fluss der Träume. Wer hat diese Stadt gebaut? Und der Ascheregen ... wisst Ihr etwas darüber? SCHALLEI: ... Ja und dieser Pflug, der alles umgräbt. DER SÄMANN: Viele Fragen auf einmal. Eins nach dem andern. Kommt, ich will euch ein wenig die Stadt zeigen, bei mir seid Ihr sicher. (gehen los) DER SÄMANN: Das, was in dieser Gegend „der Pflug“ genannt wird, ist ein groß angelegter Formatierungsprozess. Alte Daten werden gelöscht, damit Neues Platz hat. Ich bin der Sämann und der Ascheregen ist die neue Aussaat. NOUI: Aber wozu macht Ihr das? DER SÄMANN: Die Aussaat sind Datensätze längst versunkener Königreiche. Ich lasse sie hier an diesem Ort zu Studienzwecken ein letztes Mal auferstehen. Sie bergen einige kostbare Schätze, die ich retten möchte. KWANT: Was sind das für Königreiche? DER SÄMANN: Ursprünglich hieß es „das Königreich der Himmel“, bis es zerfiel und jeder sein eigenes Königreich errichtete. NOUI: Jeder? Wer ist damit gemeint? DER SÄMANN: Alte Seelen, die sich einst auf eine kollektive Reise in ihr Inneres begaben. Aber die Versuchungen und Entbehrungen auf dem Weg waren zu groß. Und so erschuf schlussendlich jeder nur seine eigene kleine Welt. Manche haben sich dabei mit ihren Schöpfungen derart fest verbunden, dass sie immer noch als Geister zwischen den Mauern dieser Stadt herumirren. Ich möchte euch was zeigen. Es ist das wichtigste Gebäude dieser Stadt. Ihre Erbauer nannten es „die Akademie des Geistes“. NOUI: Ja aber deswegen sind wir eigentlich nicht hier. Wie gesagt suchen wir nach dem Fluss der Träume, und ich wollte auch etwas über den Verbleib meines Bruders herausfinden ... DER SÄMANN: Habt ein wenig Geduld. Nicht immer führt die Hauptstraße zum Ziel, manchmal sind es auch die eher unscheinbaren Nebenpfade. Alles ist miteinander verbunden, nicht immer an der Oberfläche. Oft wird die Verbindung erst in der Tiefe erkennbar. |
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© Copyright Peter Liendl und Gisela Klötzer |